Deutschland ist ein Mehl-Schlaraffenland! Hier gibt es unzählige Mehlsorten, die alle sehr genau definiert sind. Zudem sind wir Brotweltmeister! Kein Land der Welt besitzt laut dieser Definition mehr Brotsorten als wir. Aber nicht genug – Susanna Rupp und Maria Reicherter aus Ulm sind Weltmeister der Jungbäcker.

Wir können Brot backen, sogar offiziell!

Aber zurück zum Mehl. Es gibt Länder, die unterscheiden tatsächlich nur in hell und dunkel. Wir hingegen definieren sogar den Schalenanteil eines Mehls. Du hast dich bis heute sicherlich gefragt, was die Typenzahl auf der Verpackung bedeutet. Gleich vorab, es hat nichts mit der Feinheit des Mehls zu tun. Es gibt an, wie viel Mineralstoffe pro 100 Gramm im Mehl noch enthalten sind. Je geringer dieser Wert ist, desto niedriger ist der Schalenanteil.

Und in der Schale sind Vitamine, Mikroorganismen und Minerale enthalten, dadurch natürlich auch das jeweilige Aroma. Erwirbst du Vollkornmehl, hast du rein theoretisch das ganze Produkt des Kornes enthalten. Um es genau zu betrachten, muss man hierbei noch erwähnen, dass es sehr wenige Mühlen gibt, die den unbehandelten Keimling mit vermahlen. Dieser enthält Fette und Vitamine, die das Mehl schneller verderben lassen. Allerdings ist es qualitativ und aromatisch unübertrefflich.

Erwirbst du dein Mehl im Einzelhandel und extrem günstig, kannst du davon ausgehen, dass du aller Wahrscheinlichkeit nach ein minderwertiges Produkt in den Händen hältst. Obwohl die Mehlqualität in den vergangenen Jahrzehnten massiv zugenommen hat, ist es dennoch unbestritten ein Unterschied, ob man ein billiges Massenprodukt verarbeitet oder ein gutes Biomehl aus einem Mühlenladen.

Du als Verbraucher kannst jetzt als Anfänger sicher noch keinen großartigen Unterschied feststellen. Aber bäckst du ein Brot auf dieselbe Weise mit 2 unterschiedlichen Mehlen, wirst du es schmecken und fühlen. Teige, die mit günstigen Alternativen gebacken wurden, fallen viel schneller in sich zusammen. Solche Mehle eigenen sich eher für Kekse oder Kuchen ohne Hefe.

Mehl, dass das Haltbarkeitsdatum überschritten hat, ist nicht sofort schlecht. Allerdings könnte die Backfähigkeit nachlassen. Mehl ist nicht unbegrenzt haltbar, auch wenn man das annimmt und es teilweise sogar so propagiert wird. Aber es kann ranzig werden, denn es enthält geringe Mengen an Fett. Das betrifft vor allem Vollkornmehle. Umso heller das Mehl und umso geringer die Typenzahl, desto länger ist es haltbar. Es gibt da einen einfachen Trick! Reinriechen! Nutze überlagertes Mehl dennoch lieber für andere Dinge als Brot und Brötchen.

Wenn du dich mit Mehl beschäftigst, kommt man nicht um das Thema Landwirtschaft herum. Ich muss jetzt hier eine Lanze für unsere Biolandwirte in der Region brechen. Deine Kaufentscheidung ist ein Stimmzettel. Jedes Mal wieder! Wer bäckt, benötigt sehr große Mengen an Mehl. Wenn die finanzielle Situation ungünstig ist, kann man mit Backen viel Geld sparen. Also halte bitte nicht an der falschen Stelle deine finanziellen Mittel zurück. Lass den günstigen, ungesunden Kram im Supermarkt liegen, schwing den Kochlöffel in der Kuchenschüssel und knete den Teig mit deinen Händen.

Du wirst es lieben!

Agrikulturella