Ich werde hier gleich mit den Fakten beginnen. Auf der offiziellen Seite des BMEL (Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft) finden sich die aktuellen Zahlen der Lebensmittelabfälle gegliedert nach Sektoren. Ohne das weit auszudehnen, was mir sehr schwer fällt bei diesem Thema, nenne ich jetzt den prozentualen Anteil der anfallenden Müllmenge in Privathaushalten: 59%! 59%! Ich würde es gern noch öfter schreiben, denn ich fasse es kaum. Das entspricht 6,5 Millionen Tonnen allein in Deutschland. Somit wirft jeder circa 78 Kilogramm pro Jahr weg.

Diese Zahl beinhaltet NUR Lebensmittelabfälle. Der Verpackungsmüll ist natürlich gesondert zu betrachten. Dass wir zu viel Müll produzieren, der Konsum überdimensional und die Bedürfnisse weit entfernt von der Realität sind, ist bekannt.

Doch wie komme ich gerade heute darauf? Ich erkläre es dir.

Im Ofen brutzelt es herrlich. Der betörende Duft eines vermeintlichen Auflaufes erhitzt die Gemüter, denn es dauert noch mindestens 60 Minuten, ehe er viel zu heiß serviert werden wird. Meine Frau kocht immer zu langsam. Ganz klar.

Ein Naserümpfen, weil es Rosenkohl gibt, ein erleichterndes Lächeln, da er mit Nudeln verarbeitet wurde. Der Blick in den Ofen steigert die Ungeduld. Die Käsesenfkruste erfreut mich dann doch noch. Was hat das jedoch mit Müll zu schaffen?

Seht her:

Der Rosenkohl war für den Müll bestimmt. Und nun frage ich dich – würdest du ihn noch kaufen? Das Problem des Mülls beginnt nämlich direkt in der eigenen Küche, genauer gesagt, im eigenen Kopf. Auch wir warfen viele Lebensmittel weg, die es nicht verdienten.

der Klassiker: weniger ist mehr

Ein großer Schritt, den du umsetzen kannst, ist leicht. Kaufe weniger ein! Meistens lassen sich solch einfache Gerichte aus simplen Zutaten herstellen.

Nun ein Bild nach dem Entfernen der ersten 3 bis 4 Blätter.

Das Thema Müll, stimmt mich sagenhaft traurig. Ich kann mich tagelang vor einem Einkauf drücken. Mein Vorteil besteht darin, dass unser Vorratskeller voll ist. Und nein – nicht mit gekauften Lebensmitteln. Ich kann ja nicht empfehlen, weniger einzukaufen und dann so eine Behauptung in den Raum werfen. Da befinden sich unsere vollen Einkochgläser. Den Rest bietet der Garten. Aber dennoch entartet es des Öfteren in kleinen Diskussionen, wer denn noch die fehlende Sahne beschafft. Zum Glück bietet eine Mühle im Ort Gelegenheit, auf sehr kleinem Raum ein paar wenige Grundnahrungsmittel zu besorgen.

Gesetze des Einkaufens

Doch weshalb erregt es die Gemüter, wer den heiligen Tempel des Lebensmittelüberangebotes betritt? Schon die Fahrt auf den Parkplatz ruft einige andere Wesenszüge hervor. Es gesellen sich Stress, Ungeduld, leichte Aggression und Überforderung hinzu. Ich bin schlecht im Schätzen, doch ich behaupte, dass der nächstgelegene Supermarkt ungefähr 300 Parkplätze bietet. Davon sind zu sämtlichen Tageszeiten 200 belegt.

Der typische Einkäufer stürzt sich panisch auf den bestgelegenen Einkaufswagen…(wie nennt man das?) Ich sag jetzt einfach Einkaufswagenunterstellhäuschen. Ja also, er stürmt dahin, rennt in den Eingang und was ganz wichtig ist(!), ein schlecht gelaunter Blick ist Pflicht. Und dann muss er sich am besten über sämtliche Angebote aufregen, es sind zu wenige, sie sind zu teuer, zu billig, zu langweilig, zu kompliziert, zu schlecht konstruiert. Wenn er dann wie ferngesteuert den verpflichtenden Weg an den Waren beschreitet und auf eine Lebensmittellücke stößt, muss er den Einkaufsgegner ausschalten und sich mit aller Kraft auf ähnliche Angebote stürzen. Ganz klar. Das letzte Ziel ist die Kasse. Der Einkäufer wischt sich noch einmal den Schweiß von der Stirn und schiebt sich drängelnd an allem vorbei. Am Ziel angekommen, schiebt er dir verpflichtend den Wagen in den Rücken, weil es dann schneller geht. Das ist ein physikalisches Gesetz.

Absurditäten

Es wäre zu viel hier noch zu erläutern, was alles gegen ein Einkaufsverhalten wie dieses spricht. Aber so ein bedürfnisschöpfender Discounter kann schon sämtliche Gemüter erregen. Es ist doch der blanke Wahnsinn. Und wie abhängig wir gemacht werden und wie viele kleine Läden daran zugrunde gehen. Ich darf mir auch gar nicht vorstellen, dass einige Produkte Langstreckenflüge hinter sich haben. Ich bekomme da ja ALLES in unendlicher Ausführung. Allein Reis, das musst du dir vorstellen, 18 verschiedene Sorten Langkornreis. Es gibt ihn in großen Abpackungen, in kleinen, in Papierverpackung mit Plastiksichtfenster, in kleinen Abpackungen für je eine Portion, mit Gewürzen und ohne. Ich bin schockiert. Zu guter Letzt kommt der Müll ins Spiel.

Ein Freund von uns arbeitet gerade bei einem riesen Discounter, jedoch als Handwerker im Hintergrund. Er hat nicht viel gesagt, aber treffende Worte: „Diese Berge an Müll, die bringen dich echt zum Umdenken. Täglich karren sie tausende Kilo, wenn nicht gar tonnenweise Essen an. So viel! Du machst dir kein Bild. Das hat nichts mehr mit Genuss zu tun.“

Doch was kannst du an diesem Müll ändern? Nicht jeder hat die Möglichkeit sich so zu ernähren wie wir. Aber du kannst dein Einkaufsverhalten ändern. Weniger ist mehr und regionaler ist gesünder. Und das Gefühl, das ist unbezahlbar. Ein Salat aus dem Wald oder von der Wiese, dass ist selbstgepflückt einfach erfüllend (ich habe letztens Wildsalat abgepackt gesehen…mit Brennnessel, Blutampfer und Schafgarbe). Es muss nicht der Fisch vom Ende der Welt sein oder das Kaninchen aus Timbuktu. Die selbstgemachten Käsespätzle mit dem Mehl von einer regionalen Mühle und der Käse vom Bauern nebenan sind ein Beispiel dafür.

Und ich unterstütze dich dabei!

Agrikulturella