03.30 Uhr! Kickerikiiiiiiiii! Klar, die Sonne geht bald auf. Das muss er schon mal ankündigen.
Es geht noch schlimmer, nachts, 1.15 Uhr! Aufgeregtes Gackern, der Hahn ist natürlich am lautesten, dumpfes Gekrache. Man bin ich genervt, 01.15 Uhr muss ich auch noch schauen, was los ist. Extrem lautes Gackern heißt Gefahr. Fuchs, Marder, Ratte? Alles möglich. Also fix dichte Schlappis angezogen, schneller Blick zum Nachbarn, dass er mich nicht halbnackt sieht und rein in den Hühnerstall. Super, blöder Blick von Hahn, nix los. Ich überlege kurz, ihn zu schlachten.
Ich setze diesen Gedanken nicht um. Keine Angst. Meine Frau würde sonst wochenlang kein Wort mehr mit mir sprechen. Der Hahn wird einen Grund gehabt haben, den ich nicht verstehe. Er ist erst 3 Jahre, er hat noch 7 vor sich, hoffe ich. Aber, ich denk schon mal dran.
Hähne hatte ich bereits viele. Bei der Naturbrut kommen einige bei raus. Leider. Denn es ist schwer, einen Hahn zu verkaufen. Nicht mal geschenkt wollen ihn einige haben. Blöde Sache. Aber wer schlachtet heute schon noch? Außerdem gibt es ein Suppenhuhn im Discounter für 1.99€, verzehrfertig versteht sich. Aber was will ich mit 6 Hähnen, pro Brut?
Also lasse ich sie wachsen, versuche sie, wie erwähnt, zu verkaufen und wenn sie keiner mag, dann lasse ich sie schlachten. So läuft es. Das wollen einige nicht wahrhaben. Aber meistens werden sie bei mir 6 Monate gefüttert und bei ersten Rangeleien, mit meinem Hahn aus der Chefetage, müssen sie weichen.
Ich wollte von Beginn an einen Hahn, meine Frau jedoch sträubte sich lange gegen einen Herrn im Hühnerstall. Sie stellte sich einen kampflustigen Rüpel vor, der ihr in den Nacken fliegt und sie hackt, bis sie blutet. Es ist übrigens nicht so gekommen.
Jaqueline
Unser erster Hahn hieß Jaqueline. Er wurde für eine Henne gehalten und mir weiter vererbt. Ich werde nichts weiter dazu sagen. Seht selbst. Ich fand ihn witzig, meine Frau … naja, das lasse ich unkommentiert.

Der Herr war ganz unglücklich So sehr er sich bemühte, meine Hennen nahmen ihn nicht ernst und er konnte den Liebesakt nicht vollziehen. Er gab sich echt Mühe. Aber okay, nicht jeder Deckel passt auf jeden Topf. Er fand ein neues zu Hause und ist jetzt glücklich. (Er darf jetzt auch mal „ran“.)
Herrmann
Danach zog unser jetziger Hahn ein. Herrmann. Herrmann ist der Oberhahn. Müsste er sich beschreiben, würde er seinen Flügel hochnehmen, den Oberarmmuskel küssen und dir seine überaus kräftige Brust zeigen. Oh man, ist der sexy. Die Hennen vergöttern ihn. Er hat immer das letzte Wort. Aber! Er passt auf. Er zählt sogar seine Hennen. Er klärt Streitigkeiten, füttert seinen Harem, frisst zuletzt, jagt sogar den Hund und informiert über neue Futterquellen.
Wenn er der Meinung ist, jetzt wird ins Bett gegangen, wird gefälligst ins Bett gegangen! Und zwar zackig! Bei Gefahr treibt er alle Hennen in ein Versteck und stellt sich teilweise davor. Er würde für sie bis in den Tod gehen. Herrmann hat zwar nur ein walnussgroßes Hirn, aber er hat`s drauf! Und er ist lieb. Anfassen darf ich ihn zwar nicht, aber er toleriert mich und andere Menschen.



Das Schlimmste für Herrmann ist, wenn die Damen der Hühnerschöpfung im Auslauf nicht zusammen losstapfen. Der Stress! Er muss von A nach B „fliegrennen“, um die Lage zu kontrollieren.
Ich habe schon so manche Henne retten können, weil er so laut gerufen hat! Ist die Klappe zu und er konnte nicht jede hineinbegleiten, erzählt er es. Er schreit so laut, dass ich mir sicher bin, dass eine fehlt. Er ist der Hühnerheld meiner Frau.
Fritz
Natürlich ist nicht jeder Hahn so. Ganz klar. Ich ziehe gerade selbst noch einen 2.Stamm groß. Der Hahn dieser Herde ist eine Pfeife! Bei Gefahr verzieht er sich zuerst, er frisst vor seinen Hennen, hackt zeitweise meine Hühner und bekommt nicht mal Greifvögel mit. Ich lasse ihm noch etwas Zeit.



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