Die letzten Tage haben mir wieder gezeigt, wie unterschiedlich Prioritäten, Ehrlichkeit, Selbstreflektion, Zufriedenheit und Glück sind. Einzigartigkeit macht dich und mich als Mensch aus.
Alle erklären mir, wie die Welt funktioniert. Dennoch habe ich das Gefühl, dass wir uns immer mehr vom Menschendasein entfernen. Wir haben viel Potenzial und treten es so sehr mit Füßen. Wir sind die einzigen Lebewesen, die annehmen, dass es uns gut geht und wir alles können , während wir den Ast absägen auf dem wir sitzen und dabei zeigen wir noch mit dem Finger auf diejenigen, die sich bei Mutter Erde entschuldigen, weil sie auch zu dieser Art zu gehören.
Ich werde, auch aus meinem persönlichen Umfeld, stark kritisiert, weil ich die Einfachheit des Lebens schätze und vor allem genieße. Klar, ich bin gelernter Tierwirt und habe, in den Augen der anderen, diesen Beruf endlich aufgegeben und nochmal studiert. Jetzt könnte ich doch endlich was RICHTIGES aus meinem Leben machen. Was aus meinem Leben machen…toller Spruch. Mache ich das denn nicht?
Um dir besser zu erklären, was ich meine, möchte ich ein paar Beispiele nennen.
Ich gehe also mit verdreckter Bekleidung in den Hühnerstall. Meine Stiefel kleben an dem vom Regen durchdrängten Boden fest, alle Hühner rennen vor Freude vor mir herum und springen mich an, um festzustellen, was ich in dem Topf versteckt habe, den ich bei mir trage. Vor mir hockt sich eine Henne auf den Boden und … kackt. Ich betrachte den Kot und freue mich, dass er normal aussieht. Ich versuche den Topf zu entleeren, es gelingt mir nur nicht, denn die Hühner haben sich auf halber Höhe bereits auf meinen Topf gestürzt und sie schütteln das Futter von sich ab, sie haben ja keine Zähne. Die Reste von Nudeln kleben also spätestens jetzt an meinen Hosen. Dann betrete ich den Stall. Super, der Hahn hat das ganze Stroh großzügig im Stall verbreitet und beim Betrachten der Nester, stelle ich fest, dass sie wohl auch als Nachtlager benutzt wurden. An den Wänden hängt schon wieder Kot. Zum Glück habe ich vor 2 Tagen ausgemistet. In solchen Momenten stelle ich mir vor, wie das wohl jemand ohne Hühnererfahrung betrachtet. Derjenige glaubt sicher, dass der Stall seit Wochen nicht geputzt wurde. Wenn sie da mal in einem richtigen landwirtschaftlich genutzten Stall stehen würden, doch wer hat in seinem Leben schon das Vergnügen so einen zu sehen?
Und dann kommt der schöne Moment. Das Nest liegt voller Eier, dunkelbraune, beige, grüne, blaue, weiße, gepunktete. Herrlich. Eine Henne verkündet stolz, dass sie frisch gelegt hat, der Hahn stimmt ein und zutrauliche Hühner lassen sich hochnehmen und genießen ein wenig Liebe.
Wenn ich jetzt Menschen begegne, die „normal“ leben, bekomme ich besonders interessante Blicke. Ich stehe mit Stroh Bart, verdreckten, vollgekackten Schuhen und Hosen voller Nudelresten vor ihnen und möchte ihnen die Hand geben. Mh, sie geben mir ihre Hand nicht. Ich stinke bestimmt =)
Solche Momente kommen vor. Aber eigentlich ist es mir dennoch egal. Ich bin glücklich.
Was ich gern wissen will: Was ist an deinem Leben besser? Du willst nur die Kacke, den Gestank und die unschönen Seiten nicht sehen. Du isst doch auch Eier, möchtest Fleisch genießen, aber kein Tier töten oder Gemüse essen, aber keine dreckigen Hände haben. Manchmal habe ich auch Augenringe von durchgemachten Nächten, weil Tiere erkranken. So ist das eben. Dennoch habe ich das Gefühl nah am Leben zu sein.
Ist es also ein Ideal, weit weg von der Urproduktion zu sein? Umso mehr ich in dieses Leben eintauche, desto surrealer wird dieses unrealistische Konzept, dass uns als normal verkauft wird. Der Mensch wird hierzulande so erzogen, dass er all das Unschöne ausblendet.
Aber es hat viele Vorteile als sonderbar betrachtet zu werden. Mein Umfeld erwartet schon gar nichts „normales“ mehr von mir. Keiner schüttelt mehr mit dem Kopf oder versucht mich zu bekehren.
Und für alle, die es mir nicht ins Gesicht sagen wollen, habe ich einen Rat. Es fühlt sich super an, derjenige zu sein, der ich sein möchte. Ich nehme es niemandem krumm, mir ehrlich zu sagen, was sie vielleicht sonderbar finden. Vielleicht könnten wir ein schönes Gespräch führen.
Ich kann dir nur raten, viele kleine Glücksmomente zu sammeln. Überlege dir, wer du gern sein würdest, wenn nicht Geld, sondern dein Herz dich führen würde. Ignoriere den Druck, den dir die Gesellschaft auferlegt. Du musst nicht der Masse folgen und Dinge präsentieren. Lege die Zwangsjacke ab, die du angeblich tragen musst, um dich sozial zu integrieren. Stärke dein Rückgrat und falle aus dem Rahmen! Natürlich nur, wenn du das willst. Aber hinterfrage immer, wer diese Ideale festlegt. Du oder die Gesellschaft!?
Um nochmal auf den tollen Spruch zurückzukommen, der mir sagt, ich solle was aus meinem Leben machen. Ich habe lange darüber nachgedacht. Und ich finde den Spruch mittlerweile klasse.
Ich mache was, was richtig tolles.
