Während der Zeit im Stall habe ich ganz andere Möglichkeiten den Schafen näher zu kommen. Schafe sind Fluchttiere. Wenn ich die ersten Tage das Winterquartier betrete, sehe ich ihnen nicht in die Augen und gebe ihnen die Möglichkeit immer wegzutreten. Es ist wichtig, sie nicht in die Enge zu treiben und sich langsam zu bewegen. Unser vermeintliches Leitschaf ist momentan am vorsichtigsten. Nach einiger Zeit gewöhnt sie sich daran, dass der Stall mindestens 2 Mal pro Tag betreten wird. Ihr gefällt natürlich, dass dann in fast allen Fällen Futter geliefert wird. Wenn man den wolligen Mitbewohnern dann noch gelegentlich ein kleines Leckerchen aus der Hand gibt, beginnen sie dich schon recht gern zu haben.
Zeit und Geduld lohnt sich in solchen Fällen. Manch einem Schafhalter ist so etwas ja egal und viele fragen mich, weshalb ich mir so viel Mühe gebe, ein gutes Verhältnis aufzubauen, wenn wir sie am Ende schlachten.
Mir ist es wichtig, dass meine Schafe sich sicher fühlen. Ich will sie ohne Probleme anfassen können. Das ist wichtig, wenn ich eine Verletzung betrachten muss, einer von uns Geburtshilfe leistet oder sie zum Beispiel schert.
Es ist zudem ein wunderbares Gefühl, wenn die Schafe mich erkennen und mir bereits mähend erklären, wie sehr sie sich freuen, dass ich erscheine. Natürlich bin ich mir bewusst, dass sie mir erzählen, dass ich die Frau mit dem Heu bin. Dennoch freuen sie sich über eine gehörige Portion Liebe!
Und auch wenn wir manche Schafe zur Schlachtbank führen, haben sie dennoch ein Recht auf eine artgerechte und vor allem stressfreie Haltung. Es gibt für mich keinen Grund, Tiere weniger zu beachten, nur weil einige kein ewiges Leben haben.
Agrikulturella
