Das Erkennen und Unterscheiden von Bäumen fällt einigen zunehmend schwer. Schmückt sich ein Baum mit prächtigen Blättern oder hat besonders auffällige Früchte, ist es oft noch recht einfach zu sagen, dass dies oder jenes zumindest ein Ahorn, eine Kastanie oder Birke ist. Die Baumbestimmung im Winter lässt die meisten dann schon stärker zweifeln. Ich möchte heute eine Baumfamilie vorstellen, die selbst mit Laub den meisten unbekannt ist. Ulmengewächse (Ulmaceae) sind nur noch sehr selten anzutreffen und vom Aussterben bedroht. Genau aus diesem Grund ist es mir ein Anliegen, dem Baum wieder mehr Aufmerksamkeit zu widmen und ihn wieder etwas bekannter zu machen. Ulmen gehörten nämlich einst zu den Bäumen, die unsere Auwälder, Straßen und Wegränder schmückten, heute sind sie mehrheitlich als Naturdenkmal geschützt.

Ulmen hatten früher einen großen Stellenwert in der Holzbearbeitung und der Volksmedizin. Prinzipiell ist beides noch möglich, aber aufgrund der Gefährdung sollte davon abgesehen werden.

In Deutschland sind hauptsächlich 3 Arten der Ulmengewächse bekannt – die Berg-Ulme, die Flatter-Ulme und die Feld-Ulme. Betrachtet man Ulmen ganzheitlich, erkennt man ihre hohe, rundliche Kronenform mit einem kürzeren Hauptstamm.
Ulmenarten sind sommergrüne Bäume, die eine Wuchshöhe von bis zu 40 Metern und einen stattlichen Stammdurchmesser von 1 Meter erreichen können. Die wärmeliebenden Bäume benötigen einen nährstoffreichen Boden und bilden dort ein ausgeprägtes Wurzelsystem aus, welches dem Baum sogar temporär auf Überschwemmungsbereichen Stabilität verleiht.

Beschreibung

Ulmenarten haben wechselständige und zweizeilig am Zweig angeordnete Laubblätter, diese sind in Blattstiel und Blattspreite (das ist der „schlaue“ Name für die Blattfläche) gegliedert. Die Blattspreiten sind einfach, asymmetrisch und rundlich bis eiförmig. Ihr Blattrand ist einfach oder doppelt gesägt, jede Blattnerve endet in einem Blattzahn. Manche Blätter haben eine einfache Spitze, andere haben mehrere Spitzen. Eine Hälfte des Blattes ist immer größer als die andere. Am kurzen Blattstiel sind zwei häutige Nebenblätter vorhanden, die sehr zeitig abfallen und Narben hinterlassen. Die Blattoberseite ist kräftig rau behaart, greift man darüber fühlt, ähnelt es etwas dem Schleifpapier, die Blattunterseite ist nur zart behaart. Besonders bemerkenswert ist es, dass sie in seltenen Fällen sogar Korkleisten an den Ästen produzieren können.



Ulmengewächse blühen vor dem Blattaustrieb zwischen Februar und April, das ist jedoch auch abhängig vom Verlauf der Temperatur im Frühjahr. Die Blüten selbst erscheinen recht unscheinbar. Sie sind in kleinen Trauben angeordnet, einzig die Flatter-Ulme hat viele, kleine gestielte Blüten. Die bereits im zeitigen Sommer voll ausgereiften Früchte nennen sich Flügelnüsse, da sie rundum von einem Flügelsaum umgeben sind. Bevor die Blätter der Ulme austreiben, übernehmen diese die Fotosynthese!

Gefährdung

Doch warum sind Ulmen vom Aussterben bedroht? Seit 1920 dezimiert die Holländische Ulmenkrankheit sehr viele Ulmenarten. Hauptsächlich betroffen sind bis heute die Berg-Ulme und die Feld-Ulme, da beide Arten eine sehr raue Rinde ausweisen und dem wütenden Ulmensplintkäfer genügend Eintrittspforten aufzeigen. Dieser Käfer aus der Familie der Borkenkäfer ist der Überträger des Schlauchpilzes Ophiostoma novo-ulmi. Leider gibt es dafür keinen deutschen Namen. Dieser Pilz wuchert im Splintholz der Ulmen. Zur Verständlichkeit möchte ich erwähnen, dass das Splintholz das junge, aktive Holz unterhalb der Rinde ist, dass lebensnotwendige Nährsalze und das Wasser in seinen Kapillaren transportiert. Werden diese verstopft, führt das zum Absterben des der Ulmen.

Mythologie

Ulmen galten im Mittelalter als Symbol von Tod und Trauer. In der nordischen Mythologie war Embla (Ulme) der Baum, aus dem die 3 Götter Odin, Hönir und Lodur die erste Frau geformt haben. In der Edda heißt es: „Als die Söhne Borrs am Meeresstrand entlangliefen, fanden sie zwei Baumstämme. Die hoben sie auf und erschufen daraus die Menschen. Der erste gab ihnen Seele und Leben, der zweite Verstand und Bewegungsfähigkeit, der dritte äußere Gestalt, Sprechvermögen, Gehör und die Fähigkeit zu sehen. Sie gaben ihnen Kleider und Namen; der Mann hieß Ask, die Frau Embla, und aus ihnen ging das Menschengeschlecht hervor, dem Midgard zur Heimat gegeben wurde.“

Und um der guten Kultur noch etwas Raum zu geben, möchte ich zum Schluss ein Gedicht von Jürgen Wagner zitieren:

Die Ulme

Die Ulme, sie ist kraftvoll borkig,
mit gutem Holz, die Rinde furchig,
heilt uns’re Haut und noch am Grab
steht sie als Engel dem, der starb

Sie schützt den Hof, sie ehrt den Held,
sie ist ein Baum, der wohl gefällt
und heilt den Durchfall und die Gicht
Sie ist ein Baum, der zu uns spricht


Er ist schon lange hochgeehrt,
doch leider heute so beschwert
mit einem Käfer, einem Pilz
und einem wuchernd schlimmen Filz

Der setzt sich in die Wasserbahnen
Man kann es auch bei sich erahnen,
dass solch ein hohes, lichtes Wesen
wird kaum je mehr davon genesen

Noch steht sie an so manchem Ort,
noch sehen wir sie hier und dort
Drum wollen wir sie auch bewahren, 
sie pflanzen, hegen mit den Jahren



Agrikulturella



Quellen:
https://www.ulmen-handbuch.de/handbuch/ulmus/u_glabra.html 25.01.2023
https://www.lfl.bayern.de/iab/kulturlandschaft/186974/ 25.01.2023

https://www.forstpraxis.de/die-flatterulme-ulmus-laevis-19478 25.01.2023
https://www.baumkunde.de/Ulmus_glabra/ 25.01.2023


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