Vor 2 Wochen begleiteten wir die letzten Schafe ins Winterquartier. Dieses Ereignis ist immer sehr aufregend für alle Beteiligten. Während der Zeit auf den Weiden entfremden sie sich ein wenig und das ein oder andere Schaf beäugt einen doch recht kritisch. Allerdings lassen sich manche ziemlich schnell verführen. Der Duft von hartem Brot und Rübenschnitzeln scheint einen unwiderstehlichen Reiz zu verströmen. Meiner Frau gab ich ihr Lieblingsschaf an die Leine und sie stapfte genau wie ich mit einem Wollknäuel los. Ich genoss die Sonne, die mir ins Gesicht schien, trotz der bereits bitteren Kälte. Es war, als kannten wir alle den Weg. So marschierten wir in die frisch mit Stroh eingestreute Winterresidenz.

Ich fasste unserem Schaf Flocke bei -10° C in die fettige, dichte Wolle und spürte, wie warm es sich anfühlte. Ich konnte meine eisigen Finger auf jeden Fall beim Schmusen ordentlich aufwärmen. Das Lanolin, auch Wollfett genannt, verteilte sich sofort an meinen Händen. Man riecht danach für einige Zeit sehr intensiv. Ich mag es … sehr sogar.
Ich lies Flocke von der Leine, gab ihr noch einen letzten Klaps und sie rannte mit allen Mutterschafen schnellstens zur altbekannten Futterraufe. Dort ließen sie es sich ordentlich schmecken.
Was mir in solchen Momenten immer wieder in den Sinn kommt – sie sind intelligent. Egal was mir da jemand erzählen möchte. Sie haben definitiv ein Bewusstsein, Gefühle, zeigen Emotionen und erinnern sich an so viele Kleinigkeiten, das sind nicht alles nur Instinkte.

Jetzt können alle zusammen im Stall knuddeln und sich gegenseitig wärmen. Und bald kommen die süßen Lämmchen…

Agrikulturella